Deutschland kämpft mit den Folgen der Energiewende: Allein in den nächsten drei Jahren wird mit einem Rückgang der konventionellen Energiekapazität um ein Fünftel gerechnet, so dass der Spitzenstrombedarf des Landes nicht mehr gedeckt werden kann. In der Industrie herrschen Bedenken, ob ausreichende zuverlässige Kapazitäten vorhanden sind, um mögliche Ausfälle auszuschließen, die die Geschäftstätigkeit von Unternehmen beeinträchtigen könnten.
Katharina Reiche, Geschäftsführerin des VKU-Verbandes der Stadtwerke, von denen viele mit sinkender Rentabilität konfrontiert sind, sagte, die Strategie der Regierung sei riskant, da sie nicht alle Szenarien auf den Prüfstand gestellt habe. Sie charakterisierte den Plan als "eine Gratwanderung ohne Sicherheitsnetz"
Stefan Kapferer, Leiter des deutschen Energiekonzerns BDEW, sagte, es sei riskant, sich auf Importe zu verlassen. "Konventionelle Stromkapazitäten nehmen in Europa fast überall ab und es werden zunehmend volatile Kapazitäten aufgebaut", sagte er Reuters.
Die deutschen Hersteller sind besorgt über mögliche Stromausfälle oder sogar kurze Ausfälle. Sie können es sich nicht leisten, die sichere Stromversorgung zu verlieren, und sie können auch nicht die höheren Kosten für die Netzbearbeitung wettmachen, die wegen der unzuverlässigeren erneuerbaren Energien anfallen.
"Der baldige Ausstieg aus der Kohleverstromung bereitet uns große Sorge", sagte Philipp Schlüter, Vorsitzender von Trimet, Betreiber von drei Aluminiumwerken in Nordrhein-Westfalen, gegenüber Reuters.
"Unsere Aluminiumwerke benötigen eine kontinuierliche Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen und ein jederzeit stabiles Stromnetz."
Der Netzbetreiber Amprion, der hauptsächlich in NRW Hochspannungsleitungen betreibt, sieht sich spätestens in den frühen 2020er Jahren auf Stromimporte angewiesen.
"Die gesicherte Kapazität geht bis 2020 kontinuierlich zurück und es könnte ein Defizit auftreten, noch bevor alle Kernreaktoren das Netz verlassen", sagte CEO Klaus Kleinekorte Reuters.
